Aktuelles

Rekonstruktion“ der Wilsnacker Kirche durch Detlev von Olk

Wilsnack in Europa – Wissenschaftliche Tagung im Jahr zur Baukultur

Im September trafen sich über 20 Referierende zu einer dreitägigen Tagung in der Elbtalklinik und in der Wunderblutkirche. Die Tagung war in drei Vortragseinheiten zur Wallfahrtsgeschichte, zur Baugeschichte und Archäologie und zur Ausstattungsgeschichte der Kirche gegliedert.  In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Forschung zum Wilsnacker Wallfahrtsgeschehen deutlich zugenommen. Die Referate boten zum Teil einen Überblick über größere Zusammenhänge wie die Wallfahrt des dänischen Königshauses im 15. und 16. Jahrhundert nach Wilsnack, die bisher noch nicht veröffentlich worden sind. In Wilsnack wurde nicht nur gebetet, sondern auch hohe Politik zwischen Fürsten- und Königshäusern gemacht. Professor Janke aus Kopenhagen zeigte dies am Beispiel der Fürstentage unter Beteiligung des dänischen Königshauses in Wilsnack in der Mitte der 15. Jahrhunderts eindrücklich auf. Mehrere Vorträge konzentrierten sich auf Details zur Ausstattung wie den Schnitzaltar im Hohen Chor, die Prunksärge oder die Datierung der Skulptur des Heiligen Olavs, die Gordon Thalman im Perleberger Krankenhaus (!) mit einer Computertomographie vornehmen ließ. Besonders eindrücklich war die „Rekonstruktion“ der Wilsnacker Kirche durch Detlev von Olk, wenn sie – wie von den damaligen BaumeisterInnen geplant – vollendet worden wäre.

Der Abschluss der Tagung fand stimmungsvoll in der Kirche statt. Der Förderverein hatte das Abendessen im Kerzenschein in der Kirche ausgerichtet, was den 70 Teilnehmenden in guter Erinnerung bleiben wird. Die Tagungsbeiträge sollen in einem Arbeitsheft des Landesamtes für Denkmalpflege im Jahr 2025 veröffentlicht werden.

Jochen Purps

 

Pressefoto Alexandre Bytchkov, Foto: Simon Zimbardo

Akkordeon-Solokonzert mit Alexandre Bytchkov am 09.09.2023

Akkordeon-Solokonzert „Eine musikalische Weltreise mit dem Akkordeon".

Die Ev. Kirchengemeinde in Bad Wilsnack und Förderverein Wunderblutkirche St. Nikolai e. V. laden herzlich zum Akkordeon-Solokonzert ein.

Ein besonderes Hörerlebnis verspricht das Konzert am Samstag, 9. September 2023 um 19:30 Uhr in der Wunderblutkirche St. Nikolai, Große Strasse 55, 19336 Bad Wilsnack mit Akkordeon-Virtuose Alexandre Bytchkov.

Eintritt frei – Ausgangskollekte.

Der bekannte Akkordeonvirtuose und Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe,  u.a. zweifacher Deutscher Akkordeonmeister, präsentiert die breite Palette der Möglichkeiten des Akkordeons, das in unseren Breiten oft nur aus der Volksmusik bekannt ist. Nicht so in anderen Ländern. Alexandre Bytchkov entführt den Zuhörer in unterschiedlichste Musikwelten und entfacht auf dem Akkordeon ein wahres Feuerwerk mit hohem künstlerischem Anspruch. Musiker spielt Werke von J. S. Bach, D. Scarlatti, A. Piazzolla, R. Galliano und andere Komponisten. Ein Vortrag, der unter die Haut geht und den man noch lange in seinem Herzen mit sich trägt.

Der Künstler lebt mit seiner Familie in Mainz und arbeitet als freier Dozent im Peter-Cornelius-Konservatorium.

Innerhalb kurzer Zeit hat er sich auch in Deutschland einen Namen als herausragender Musiker gemacht.

www.alexandre-bytchkov.de

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Pressefoto Suoni Dorati - Astrid Junker

Trio SUONI DORATI in der Wunderblutkirche am 01.09.2023

Mit goldenen Klängen wird am 1. September um 19:00 Uhr in der Wunderblutkirche Bad Wilsnack das Trio SUONI DORATI aufwarten.

SUONI DORATI, zu Deutsch goldene Klänge, wurde 2007 an der Musikhochschule „Franz Liszt“ Weimar gegründet und setzt sich aus den Musikern Marleen Mauch (Sopran), Hans Jacob (Trompete) und Marco Lemme (Orgel) zusammen.

Das Ensemble verfügt über ein breites Repertoire von Barock bis Moderne. Das diesjährige Konzertprogramm ist maßgeblich durch den italienischen Titel des Ensembles geprägt. Mit den Neapolitanern Pergolesi und Scarlatti und dem Venezianer Albinoni werden die goldenen Klänge der drei großen Meister des italienischen Barocks ertönen.
Im vergangenen Jahr gab das Ensemble sein erstes Konzert in Bad Wilsnack und wurde begeistert vom Publikum empfangen. Nun freuen sich die drei Musiker auf ein weiteres Konzert in der schönen Wunderblutkirche Bad Wilsnack.

Auf dem Programm der diesjährigen Sommertour stehen u.a. das D-Dur Konzert für Trompete von Tomaso Albinoni sowie Antonin Dvoraks Biblische Lieder, ein musikalischer Schatz der Romantik für Sopran und Orgel. Werke von Pergolesi, Scarlatti, Bach und Franck runden das Konzert ab.

Durch das abwechslungsreiche Programm führen die Musiker selbst.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten!

„ECHTE“ PILGER SIND AM SONNABEND BEIM 20. PILGERFEST KLAR IN DER MINDERHEIT. RONALD UFER

Pilger werden mit Kuchen empfangen

Förderverein richtet beliebtes Fest aus und wagt einen Blick in die Zukunft.

Ein Beitrag von Ronald Ufer im Prignitzer vom 23.08.2023.

Eigentlich ist in diesen Wochen jeden Tag ein kleines Pilgerfest in Bad Wilsnack. „Täglich wird unsere mittelalterliche Pilgerglocke geläutet, oft sogar mehrmals. Ein Zeichen, dass wieder eine solche Tour erfolgreich beendet wurde“, erzählt Jochen Purps, der Vorsitzende des Fördervereins der Wunderblutkirche. Auch am Sonnabend wird wieder geläutet, auch das Pilgerzimmer ist am Wochenende gebucht. Aber „echte“ Pilger sind am Sonnabend beim 20. Pilgerfest klar in der Minderheit.
Stattdessen sind hunderte Bürger von Bad Wilsnack und des Umlandes gekommen, um die Tradition und die Stadt im Schatten der Wunderblutkirche zu feiern. Einige sind Stammgäste, leicht zu erkennen an ihren Kostümen. „Es kommen aber seit Jahren auch Besucher von weither, um ihre Kostüme und Trachten hier zu zeigen“, erzählt Purps.


Pilgern und backen

Einige, die besonders intensiv die Tradition leben, unternehmen am Vormittag trotz des heißen Wetters eine kleine Pilgertour. Andere nutzen diese Stunden, um zu backen. Aus gut 80 Torten können die Besucher des Pilgerfestes wählen.
Vor der Bühne und an Schattenplätzen werden am Nachmittag immer wieder zusätzliche Sitzbänke aufgestellt, die von der Stadt und Vereinen in großer Zahl bereitgestellt wurden. Wie alle anderen Aktivitäten für das Pilgerfest erfolgt das ehrenamtlich. Das lebhafte Treiben ist auch eine Art Geburtstagsgeschenk für Purps, der am Sonnabend 60 Jahre alt wird.
Doch auch wenn historische Kostüme, die Gruppe Wolgemut mit ihrer mittelalterlichen Musik und die Wilsnacker Theatergruppe um Bärbel Mann mit dem Stück über dem Kirchenbau viel Vergangenheit heraufbeschwören, das Pilgerfest ist in diesem Jahr auch stark der Zukunft zugewandt. Denn auch diese haben die Organisatoren von Förderverein der Wunderblutkirche fest im Blick.


Wilde Idee als Blick in die Zukunft

„Wir bemühen uns nicht nur darum, nunmehr auch das Innere der Kirche zu restaurieren. Uns geht es um das Gesamtbild. Zu dem gehört die benachbarte Schlossplatte, wo einst das Prälatenhaus stand. Als Einwohner gewöhnt man sich an die Leerstelle. Doch langfristig sollte sie gefüllt werden“, sagt Purps.
Auf dem Festgelände war deshalb der Nachguss der historischen Glocke mit der Präsentation der Siegerarbeit eines Studentenwettbewerbes kombiniert worden. Er zeigt eine Idee, wie die Fläche bebaut werden könnte. „Ein historischer Nachbau scheidet aus, aber eine moderne Bebauung muss sich in das Umfeld einfügen“, erläutert der Fördervereinsvorsitzende, der viel Zeit investierte, um an die Pläne zu gelangen.
Diese sind ohne Kostenrahmen und Nutzungskonzept entstanden, einfach wilde, aber überlegenswerte Ideen. „Die Neugestaltung der Schlossplatte ist ein langfristiges Projekt, das vielleicht erst in zehn oder 20 Jahren aktuell wird. Wenn sich aber eine Tür mit einer Förderung und Nutzung öffnet, dann wollen wir bereit sein und die Chance nutzen“, erläutert Purps.


2024 wird wieder gekneippt

„Wir haben schon mit Leuten gesprochen, die für ein solches Projekt Geld bereitstellen würden“, ergänzt Bürgermeister Hans-Dieter Spielmann. Es geht um die Nutzung für Vereine, Kultur und Tagungen. Aber vor allem muss die dauerhafte Finanzierung, die Deckung der Betriebskosten gesichert sein. Das sehe ich als besonders wichtig an.“
Während das Echo auf die Idee zur Zukunft der Schlossplatte noch verhalten war, ging es bei einem anderen Zukunftsprojekt lebhafter zu. Der Kneipp-Verein baut derzeit neue Badebecken für Arme und Beine und ein Badehaus. Vielleicht würden die Anlagen noch in diesem Jahr übergeben, im nächsten Jahr starte der Betrieb auf jeden Fall, versicherten Vereinsmitglieder immer wieder auf Fragen.

Auf dem Wilsnacker Pilgerfest zeigen Händler jedes Jahr ihr Handwerk.FOTO: GINA WERTHE

Bad Wilsnack feiert das 20. Pilgerfest mit Theater, Markt und mittelalterlicher Musik

Am 19. August feiert die Stadt Bad Wilsnack ihr jährliches Pilgerfest. Lesen Sie hier alles zum Thema Programm, Pilgerwanderung und Transfermöglichkeiten zur Plattenburg.

Ein Beitrag von Gina Werthe im Prignitzer vom 29.07.2023.

Das 20. Pilgerfest steht vor der Tür. Am 19. August wird Bad Wilsnack mit seinen Einwohnern, Gästen und Touristen eine Zeitreise in die Vergangenheit wagen. Den Start macht die traditionelle Pilgerwanderung von der Plattenburg in den Kurort um 10 Uhr.

„Es wäre gut, wenn sich diejenigen, die an der Wanderung teilnehmen wollen, schon zwischen 9.30 und 9.45 Uhr an der Bushaltestelle an der Wunderblutkirche einfinden“, sagt Martina Richter, Mitglied des Vorstandes vom Förderverein Wunderblutkirche St. Nikolai e.V. in Bad Wilsnack.

Pilgerwanderung: Transfer zur Plattenburg angeboten

Wer sich zu diesem Zeitpunkt einfindet, könne die Vorteile eines Transfers zur Plattenburg genießen, erklärt Richter. Hierfür werden extra zwei Stadtbusse zur Verfügung gestellt. „Wir stellen uns darauf ein, dass wir zwei Touren fahren müssen“, so Richter. Bärbel Mann, ebenfalls Mitglied des Fördervereinvorstandes und Autorin der Pilger-Theaterstücke, ergänzt: „Wir hatten aber auch schon Jahre, da mussten wir noch mit privaten Autos nachhelfen und die Leute herüberfahren.“

Über Besucherzahlen könne man in keinem Fall meckern. Weder bei der Wanderung, noch beim Pilgerfest selbst. „Letztes Jahr waren wir ausverkauft“, erinnert sich Richter zurück. Plötzlich habe es weder Bratwurst noch andere Leckereien gegeben. „Da bin ich noch schnell zum Netto gefahren und habe den Laden leer gekauft“, erzählt Richter lachend. Um die 1000 Besucher seien es letztes Jahr insgesamt gewesen. „Die 500 Bratwürste waren jedenfalls weg.“

Das erhoffe sich der Förderverein für dieses Jahr wieder und da man aus Fehlern lerne, werde für die Kulinarik gesorgt sein. Schmalzstullen, Bratwurst, vegetarische Spieße, Wein, Kaffee, Kuchen – es werde alles zu bieten sein, was auf solch einen Markt gehört, versprechen die beiden Wilsnakerinnen.

Pilgerfest bietet Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene

Der Handwerkermarkt eröffne am 19. August gegen 11 Uhr im Schlosspark. Um die 20 Händler hätten sich bislang angemeldet. Sie werden nicht nur ihre Waren, sondern auch ihr Handwerk präsentieren. „Es sind einige Wiederholungstäter dabei, die man schon aus den vorherigen Jahren kennt, aber auch neue Händler werden uns beehren“, freut sich Mann.

Nicht nur für ältere Generationen, auch für Kinder und Jugendliche wird es Angebote geben. So werde die evangelische Kindertagesstätte „Kreuz und Quer“ einen Mitmach-Parkour anbieten, der Nabu wird mit einem Bastelstand vor Ort sein und an anderer Stelle können Pilger-Zeiche aus Zinn gegossen werden. Auch eine Tombola werde es wieder geben.

Pilgertheater beschäftigt sich mit dem Baugeschehen in Bad Wilsnack

Das absolute Highlight des Tages sei um 16 Uhr aber wieder die Aufführung des Pilgertheaters. Seit Jahren lässt Bärbel Mann hier ihrer Kreativität freien Lauf, schreibt die Dialoge und Geschichten. Und da es das 20. Pilgerfest ist, habe sie sich hier natürlich auch etwas Besonderes einfallen lassen, wie sie verrät.

Was genau auf die Zuschauer wartet, wolle sie natürlich noch nicht verraten. Nur so viel: „Es wird um das Baugeschehen gehen. Wie wurde früher gebaut? Was wollte der Bischof? Was wollten die Bad Wilsnacker? Vor allem geht es dabei natürlich um die Wunderblutkirche und wie ihr wieder Leben eingehaucht wurde.“ Dazu gebe es kleine Anekdoten und Spitzen, die sich auf das heutige Stadtbild beziehen, wie beispielsweise zum Thema Marktplatzgestaltung.

Musikalische Untermalung im mittelalterlichen Stile

Es sind bekannte Gesichter, die als Schauspieler auf der Bühne stehen werden. „Die meisten sind schon jahrelang dabei, aber es kommen hin und wieder auch neue dazu“, sagt Mann. Die Proben würden bereits laufen. „Ich habe die Dialoge dieses Jahr verhältnismäßig knapp geschrieben, damit die Schauspieler nicht so viel lernen müssen“, scherzt sie im Gespräch mit dem „Prignitzer“.

Gut eine Stunde wird das Stück dauern. Danach gibt es Musik von der mittelalterlichen Band „Wolgemut“ und später am Abend von „Fisherman’s Band“, die bereits aus der Moorscheune in Boberow dem ein oder anderen bekannt sein dürfte. Gegen 21 Uhr soll der Tag in gemütlicher Runde ausklingen.

Namensfindung für unsere Gesamtkirchengemeinde

Die Gemeinden unseres Pfarrsprengels haben beschlossen, sich zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammenzuschließen. Diese Vereinigung bietet uns die wunderbare Möglichkeit, gemeinsam eine starke und lebendige Gemeinschaft zu bilden, in der wir unseren Glauben teilen und uns gegenseitig unterstützen können.

Mit einer solch bedeutsamen Veränderung geht jedoch auch die Herausforderung einher, einen neuen Namen für unsere Gesamtkirchengemeinde zu finden. Daher rufen wir euch heute zu einem Namensfindungswettbewerb auf! Wir möchten euch in den Prozess der Namensgebung aktiv einbinden und eure kreativen Vorschläge und Ideen hören.

Der neue Name unterliegt kirchenrechtlichen Bestimmungen (KGSG §2 Absatz 1):

Der Name der kirchlichen Körperschaft soll an eine den betreffenden räumlichen Bereich prägende Ortsbezeichnung oder ein anderes geographisches Merkmal anknüpfen.  Der Name einer Kirchengemeinde beginnt mit dem Wort „Evangelische“.

Jüngere Beispiele sind: Evangelische (Gesamt-)kirchengemeinde…: Westprignitz;  an Elbe und Karthane; Region Pritzwalk; Mittellausitz; .

Wir ermutigen euch, eure Ideen einzubringen und am Namensfindungswettbewerb teilzunehmen. Sendet eure Namensvorschläge bis zum 31.08. an unser Gemeindebüro oder werft sie einfach in den entsprechenden Briefkasten. Die Gemeindekirchenräte werden dann aus den eingesendeten Vorschlägen den neuen Namen auswählen.

Zu gewinnen gibt es auch etwas: einen Platz (auf Wunsch  einen Weiteren sowie Plätze für Kinder) in der ersten Reihe der Kirche der Wahl im Pfarrsprengel an Heilig Abend, mit Wärmflasche, Kuscheldecke und einer Tasse Glühwein.

Lasst uns gemeinsam diese aufregende Phase unseres Gemeindelebens gestalten. Wir sind gespannt auf eure Vorschläge und freuen uns darauf, einen Namen zu finden, der uns in unserer Region in Zukunft begleitet.

Bitte sendet eure Namensvorschläge bis zum 31.08. an unser Gemeindebüro unter gemeindebuero@wunderblutkirche.de oder werft sie einfach in den entsprechenden Briefkasten.

Bitte teilt uns auch Euren Namen, die Adresse und das Geburtsdatum mit.

Anna Trapp

Dorfkirchen, beliebt aber akut bedroht

Zukunft der Dorfkirchen

Seit Jahren schrumpft die Zahl der Kirchenmitglieder im Land Brandenburg. Viele der insgesamt 1500 Dorfkirchen werden kaum genutzt. Wie kann es gelingen, die Gebäude zu erhalten? Wie bekommen wir wieder Leben in die Dorfmitte? Ist es möglich, die Bauten als
öffentlichen Treffpunkt im Dorf zu reaktivieren?

Anknüpfend an eine Tagung in Prenzlau im Jahr 2021 werden nun konkrete Handlungsempfehlungen und Strategien diskutiert.
Hierbei stehen nicht einzelne Kirchen im Fokus, sondern exemplarisch mehrere Dorfkirchen aus dem Kirchenkreises Prignitz. Um Potentiale beispielhaft zu heben, findet als Impulsgeber im Vorfeld eine interdisziplinäre Sommerakademie mit Studierenden statt.
Gesucht werden neue Denkansätze und Strategien im Umgang mit wenig genutzten Kirchen, Mitnutzungsideen, Visionen und mögliche Kooperationen.

Wilsnack in Europa – Bau und Nutzung der Pilgerkirche zwischen gestern und morgen

Die Wunderblutkirche St. Nikolai in Wilsnack, einst bedeutender Anziehungspunkt unzähliger Pilger aus ganz Europa, gehört zu den wichtigsten spätmittelalterlichen Sakralbauten unseres Landes. Trotz jahrzehntelanger Forschung konnten bislang noch nicht alle Fragen um die sagenumwobene Wallfahrtsstätte gelöst werden.

In den letzten Jahren gelang es im Rahmen umfangreicher Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen am Denkmal „nationaler Bedeutung“ neue Erkenntnisse zur mittelalterlichen Architektur und Ausstattungsgeschichte zu gewinnen und in den historischen Kontext zu setzen.

Expertinnen und Experten stellen nun erstmals die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit vor und ziehen eine Bilanz für die weitere Forschung. Die Fachtagung soll ferner der Kirchengemeinde und den Denkmalbehörden eine Plattform zum Austausch bieten und darüber hinaus auch zur Diskussion über zukünftige Nutzungen des Baus als geistliches Zentrum und moderne kulturtouristische Pilgerstätte anregen.

Förderverein Wunderblutkirche St. Nikolai
Bad Wilsnack e.V.

Um eine formlose Anmeldung wird unter dieser Emailadresse gebeten:
Gordon Thalmann
kirchenbau@hotmail.de

Download des Flyers zur Veranstaltung (2MB)

Die Glocken der St. Nikolai Kirche Bad Wilsnack

Die Glocken der St. Nikolai Kirche Bad Wilsnack

Ein  Beitrag von Frank Weber. 

Nachweislich seit dem 6. Jahrhundert rufen Glocken Christen zum Gottesdienst und zum Gebet. Sie gelten als Symbol für die Verkündung der christlichen Botschaft. Feierliches Läuten vor Gottesdiensten, Läuten zu bestimmten Zeiten, um zu erinnern. Zu freudigen und traurigen Anlässen, zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Dabei gleicht keine Glocke der anderen.

In unserer Nikolaikirche befinden sich fünf Glocken.

Die drei für das Läuten zuständigen Glocken befinden sich im Dachstuhl unterhalb des Turmes. Es handelt sich um eine große und zwei kleinere Glocken.

Die beiden kleineren, wurden 1959 in Apolda gegossen. Die eine mit einem Gewicht von 1.300 kg und einem Durchmesser von 1,46 m trägt die Inschrift „Christus ist unser Friede“. Die andere mit 920 kg und einem Durchmesser von 1,28 m trägt die Inschrift „Freut euch in dem Herrn allewege“.

Die dritte und größte Glocke mit 2.300 kg und 1,77 m Durchmesser, ist ebenfalls aus Stahl, und wurde 1922 in Bockenem in Niedersachsen gegossen.

Die vierte Glocke, die sich ebenfalls im Dachstuhl unterhalb des Turms befindet, ist die so genannte „Pilgergrußglocke“. Die mit einem Durchmesser von 67 cm eher kleine Bronzeglocke wurde um ca. 1500 gegossen. Sie trägt die Inschrift „veni cum Pace“ (komm mit Frieden).

Die fünfte ist die Stundenglocke in der „Laterne“ des Turmes die zur halben und vollen Stunde schlägt. Eine Bronzeglocke Durchmesser 81 cm von 1613 . Die lateinische Inschrift lautet übersetzt „Es wird die Stunde kommen, in welcher alle die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden“.

Diese Glocke an höchster Stelle der Kirche läutet nicht wie die anderen, sondern wird zur halben und vollen Stunde mit einem Hammer angeschlagen.

Anna Trapp, Pfarrerin im Pfarrsprengel Bad Wilsnack, und Mareike Sabl, Pfarrerin im Pfarrsprengel Wittenberge-Land

Interview: Kirche beim CSD in Wittenberge

Die queere Community geht zum CSD in Wittenberge (Prignitz) auf die Straße. Zwei Pfarrerinnen laden mit ein.

Ein Beitrag von Sibylle Sterzik in der evangelische-zeitung.de vom 14.06.2023.

Anders als in großen Städten werden queere Menschen auf dem Land nicht so oft wahrgenommen. Doch sie sind in Brandenburg zunehmend Angriffen ausgesetzt. Um das zu ändern, hatte eine Gruppe junger Prignitzer im vorigen Jahr in Wittenberge den ersten CSD organisiert. In diesem Jahr findet er am 17. Juni statt. Mit einem Stand ist auch die Evangelische Kirche vertreten. Im Interview mit Sibylle Sterzik erzählen die Pfarrerinnen Mareike Sabl und Anna Trapp, was genau geplant ist – und schildern eigene Erfahrungen.

Warum organisieren queere Menschen in der Prignitz zum zweiten Mail einen CSD?
Anna Trapp: Auch 2023 beim 2. CSD der Prignitz geht es um die Sichtbarkeit von queeren Menschen im ländlichen Raum. Teilhabe, Mitbestimmung, Lebensglück und persönliche Freiheit sind immer noch keine Selbstverständlichkeit. Darum ist der CSD ein wichtiges Sprachrohr in die Gesellschaft.
Mareike Sabl: Der CSD Prignitz ist auf Initiative des Jugendforums Prignitz entstanden. Der Zusammenschluss aus ehrenamtlich engagierten Jugendlichen veranstaltet den CSD auch.

Was ist genau geplant?
Trapp: Wir werden als Kirche mit den Menschen ins Gespräch gehen und zeigen: Wir stehen an eurer Seite und wir sind selbst Teil. Wir werden über die Möglichkeit von Trauungen informieren und einfach auch mitfeiern.
Sabl: Das Model Micaela Schäfer wird als DJane auf dem Demonstrationstruck dabei sein. Danach folgt ein Bühnen-programm, bei dem unter anderem Julian FM Stöckel auftreten wird. Dazu gibt es Gespräche mit lokalen Politiker*innen und Aktivist*innen.

Sind queere Menschen in ihrer Region Angriffen ausgesetzt?
Trapp: Leider ja. Mir ist zum Beispiel ein Fall bekannt, wo ein Männerpaar in seinem Zuhause über­fallen und einer der beiden lebensgefährlich verletzt wurde. Das Paar ist dann aus der Prignitz ­weggezogen.
Sabl: Ich kann leider auch alltägliche Ausgrenzung beobachten. Dazu kommen oft abwertende Sprache und das Lächerlichmachen queerer Menschen.

Gibt es auch gute Erfahrungen?
Trapp: Natürlich. Als meine Frau und ich im Januar ­Eltern geworden sind, haben sich viele Menschen mit uns gefreut und waren gleichzeitig erstaunt und ärgerlich darüber, dass unser Sohn abstammungsrechtlich diskriminiert wird, weil meine Frau ihn erst noch adoptieren muss. Ein O-Ton „Aber Sie sind doch verheiratet, es ist doch Ihr gemeinsames Kind!“
Sabl: Ja. Ich höre durch alle Generationen hindurch: „Was kann an aufrichtiger Liebe falsch sein?“ Darin steckt für mich sehr viel Empathie.

Warum unterstützt die Kirche die Demo und das Anliegen?
Trapp: „Liebe tut der Seele gut“ ist ja das Motto der EKBO. Das zeigt, dass wir als Kirche an der Seite der queeren Community stehen, es geht um die Grundrechte aller Menschen, und daher gehört unsere Kirche selbstverständlich auf den CSD. Das Motto des CSD „Wir. Mehr als Queer“ drückt ja aus, dass Menschen nicht nur eindimensional auf Ihre Sexualität festgelegt werden sollen. Unser Menschenbild ist von der Ebenbildlichkeit Gottes geprägt also auch vielseitig!

Was wünschen Sie sich, damit queere Menschen gut leben können?
Trapp: Empathie. Freude an der Vielfalt. Mut gegen Hetze aufzustehen.
Sabl: Es klingt banal: Wir brauchen Gespräch und Miteinander. Eben: Wir. Mehr als Queer. Menschen mit guten und schlechten Tagen.

17. Juni, 12 Uhr, Demo durch Wittenberge, danach Bühnenprogramm, Paul-Lincke-Platz, mit Stand der Kirchengemeinde, 15 Uhr Kundgebung, 21 Uhr Aftershow-Party, Stadtsalon Safari-Garten, Bismarckplatz 6.