Förderverein richtet beliebtes Fest aus und wagt einen Blick in die Zukunft.
Ein Beitrag von Ronald Ufer im Prignitzer vom 23.08.2023.
Eigentlich ist in diesen Wochen jeden Tag ein kleines Pilgerfest in Bad Wilsnack. „Täglich wird unsere mittelalterliche Pilgerglocke geläutet, oft sogar mehrmals. Ein Zeichen, dass wieder eine solche Tour erfolgreich beendet wurde“, erzählt Jochen Purps, der Vorsitzende des Fördervereins der Wunderblutkirche. Auch am Sonnabend wird wieder geläutet, auch das Pilgerzimmer ist am Wochenende gebucht. Aber „echte“ Pilger sind am Sonnabend beim 20. Pilgerfest klar in der Minderheit.
Stattdessen sind hunderte Bürger von Bad Wilsnack und des Umlandes gekommen, um die Tradition und die Stadt im Schatten der Wunderblutkirche zu feiern. Einige sind Stammgäste, leicht zu erkennen an ihren Kostümen. „Es kommen aber seit Jahren auch Besucher von weither, um ihre Kostüme und Trachten hier zu zeigen“, erzählt Purps.
Pilgern und backen
Einige, die besonders intensiv die Tradition leben, unternehmen am Vormittag trotz des heißen Wetters eine kleine Pilgertour. Andere nutzen diese Stunden, um zu backen. Aus gut 80 Torten können die Besucher des Pilgerfestes wählen.
Vor der Bühne und an Schattenplätzen werden am Nachmittag immer wieder zusätzliche Sitzbänke aufgestellt, die von der Stadt und Vereinen in großer Zahl bereitgestellt wurden. Wie alle anderen Aktivitäten für das Pilgerfest erfolgt das ehrenamtlich. Das lebhafte Treiben ist auch eine Art Geburtstagsgeschenk für Purps, der am Sonnabend 60 Jahre alt wird.
Doch auch wenn historische Kostüme, die Gruppe Wolgemut mit ihrer mittelalterlichen Musik und die Wilsnacker Theatergruppe um Bärbel Mann mit dem Stück über dem Kirchenbau viel Vergangenheit heraufbeschwören, das Pilgerfest ist in diesem Jahr auch stark der Zukunft zugewandt. Denn auch diese haben die Organisatoren von Förderverein der Wunderblutkirche fest im Blick.
Wilde Idee als Blick in die Zukunft
„Wir bemühen uns nicht nur darum, nunmehr auch das Innere der Kirche zu restaurieren. Uns geht es um das Gesamtbild. Zu dem gehört die benachbarte Schlossplatte, wo einst das Prälatenhaus stand. Als Einwohner gewöhnt man sich an die Leerstelle. Doch langfristig sollte sie gefüllt werden“, sagt Purps.
Auf dem Festgelände war deshalb der Nachguss der historischen Glocke mit der Präsentation der Siegerarbeit eines Studentenwettbewerbes kombiniert worden. Er zeigt eine Idee, wie die Fläche bebaut werden könnte. „Ein historischer Nachbau scheidet aus, aber eine moderne Bebauung muss sich in das Umfeld einfügen“, erläutert der Fördervereinsvorsitzende, der viel Zeit investierte, um an die Pläne zu gelangen.
Diese sind ohne Kostenrahmen und Nutzungskonzept entstanden, einfach wilde, aber überlegenswerte Ideen. „Die Neugestaltung der Schlossplatte ist ein langfristiges Projekt, das vielleicht erst in zehn oder 20 Jahren aktuell wird. Wenn sich aber eine Tür mit einer Förderung und Nutzung öffnet, dann wollen wir bereit sein und die Chance nutzen“, erläutert Purps.
2024 wird wieder gekneippt
„Wir haben schon mit Leuten gesprochen, die für ein solches Projekt Geld bereitstellen würden“, ergänzt Bürgermeister Hans-Dieter Spielmann. Es geht um die Nutzung für Vereine, Kultur und Tagungen. Aber vor allem muss die dauerhafte Finanzierung, die Deckung der Betriebskosten gesichert sein. Das sehe ich als besonders wichtig an.“
Während das Echo auf die Idee zur Zukunft der Schlossplatte noch verhalten war, ging es bei einem anderen Zukunftsprojekt lebhafter zu. Der Kneipp-Verein baut derzeit neue Badebecken für Arme und Beine und ein Badehaus. Vielleicht würden die Anlagen noch in diesem Jahr übergeben, im nächsten Jahr starte der Betrieb auf jeden Fall, versicherten Vereinsmitglieder immer wieder auf Fragen.